Die Tschechoslowakei hat mich immer interessiert. Als ich klein war, kamen die besten Fernsehserien für Kinder aus der Tschechoslowakei, natürlich wusste ich damals nicht, was die Tschechoslowakei war, oder der Kommunismus, oder der Eiserne Vorhang, mir genügte die Idee von Pan Tau. Außerdem fiel mir auf, dass die Autos und Eisenbahnen und Häuser in diesen Filmen anders aussahen als bei uns, auch was "bei uns" eigentlich sein sollte, wusste ich nicht. Als Science-Fiction-Interessierter erfährt man irgendwann von Capek und über Capek kommt man schnell zu Masaryk, verdammt schnell, eigentlich. Dort, wo ich herkomme, ist Prag die nächste echte Metropole, aber man konnte halt nicht hin, irgendwann dann doch, 1989. Wir packten unsere Sachen und fuhren mit dem Auto hin, über Straßen, die nicht für uns gebaut waren. Wir kamen in der Vorstadt in einem Plattenbau unter, schliefen auf dem Boden. Der Vermieter holte uns Semmeln und Marmelade. An die Stadt selbst kann ich mich kaum erinnern. Wir sahen: Den Fernsehturm. Die Burg. Die Brücke. Den Fluss. Auf der Heimfahrt kamen wir durch Pilsen. Wir mussten anhalten und auf der Karte nach dem Weg schauen. Die Szene hat sich in meinem Gedächtnis festgefressen: Eine breite Straße mit Kopfsteinpflaster, gesäumt von niedrigen Häusern, hier und dort ein aschebonbonfarbener Skoda und darüber eine ockergelbe Wolke.

Das rituelle Füttern der Amseln.

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