Thursday, 13. October 2011
Agent als Prinzip

Gerade den neuen Eco fertiggelesen, ich bin ja so ein Bestsellervertilger, jedenfalls hat das Buch in der laufenden Trojanerdebatte ordentlich an Wumms zugelegt, es handelt ja von Verschwörungen und Geheimdiensten und beinhaltet auch den schönen Satz, dass neue Kommunikationstechnologien bei ihrer Einführung jedesmal viele menschliche Spione arbeitslos machten. Ich musste da an meine alte Theorie denken, nach der die meisten Menschen heute nicht Ich-AGs sondern Agenten im eigenen Auftrag sind. Daher finden auch geheimdienstliche Techniken und Verhaltensweisen zunehmend Verbreitung. Jeder Kleinhäusler stellt Überwachungskameras auf, alle Honks schnüffeln mit 123people ihren Exfreundinnen hinterher, installieren dem Chef einen Trojaner, der Chef installiert ihnen einen Trojaner, die Polizei und die Geheimdienste lassen überall standardisierte Schnittstellen für ihr Schnüffelequipment einbauen und ahnen nicht, damit in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein. In der Zeit, in der Ecos Roman spielt, stehen sie noch am Rand und wursteln im Untergrund herum, drücken Anarchisten Bomben und russischen Gesandten gefälschte Dokumente in die Hand. Das Erfinden von Verschwörungstheorien ist heute auch keine Angelegenheit verzweifelter Grattler mehr, die Scriptwriter hocken in Washingtoner Think Tanks oder in der Bild-Redaktion, gut bezahlt, aber nicht zu gut, klimatisierte Büros, subventioniertes Kantinenessen, nur die Einsamkeit ist dieselbe. Sie gucken dem Mann mit dem Hund hinterher, sehen dem Hund zu, wie er in die Hocke geht und auf den Gehsteig brunzt, wieder aufsteht und dem Herrn hinterherspringt. Sie selbst haben nur die Trojaner an der Leine und die TCP/IP-vernetzten Mikrophone und Kameras, sie denken in letzter Zeit zu oft über die Deprofessionalisierung ihres Metiers nach, jeder versucht, ein Spion zu sein. James Bond bleibt das Vorbild, ist aber längst banal geworden, er fährt Ford und hat keinen Sex mit den uninteressanten Frauen, die ihn umgeben. Vielleicht bleibt auch ihm nur noch das Essen, wie dem seltsamen Progagonisten von Eco.

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The night I bought Motorola

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Entertainment als Verbrechen

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Tuesday, 11. October 2011
Trojanerfinder Wanninger

"Landeskriminalamt, grüß Gott."

"Ja, grüß Gott, mein Name ist Wanninger. Ich hätt hier ein paar Trojaner abzugeben bei der Überwachungsabteilung..."

"Da sind Sie aber bei mir falsch. Ich verbind' Sie weiter mit der Buchhaltung."

"Dankschön."

"Buchhaltung, Maier, grüß Gott."

"Grüß Gott, ich bin der Trojanerfinder Wanninger. Ich hätt hier ein paar Pfund Schadsoftware, wie bestellt, und wollt fragen, zu welchem Hintereingang, das Back Orifice is ja zu..."

"Ach, Trojaner, naa, da san's bei mir ned richtig. Ich muss die Existenz von Trojanern abstreiten. Ich verbind' Sie mit der Demenzabteilung, die geben Ihnen ein erstklassiges Dementi!"

"Aber halt! Ich..."

"Demenzabteilung, Schrablhuber, grüß Gott!"

"Äh, was? Wanninger, grüß Gott! Ich wollt bloß fragn, wo ich die bestellten Trojaner hinschmeißn soll. Hintertür, Vordertür, Staatskanzlei?"

"Um Himmels willen! Ich muss jede Existenz von Trojanern leugnen! Wir bestellen die nicht bei Deloitte, sondern auch nicht bei Roland Berger, sondern bei der Tochterfirma vom Schwesterkonzern! Und jetzt gehen Sie mir aus der Leitung! Es ist alles in Ordnung, alles legal und grundgesetzkonform."

(Legt auf.)

"Glaubstas! Wos mach i jetz mit die Trojaner? Aufessn kon i's ned. Draufsetzn konn i mi aa ned! Lisl! Wos soi i bloß dua?"

"Aufblosn und di einesetzn!"

"Ozapft is!11"

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Monday, 10. October 2011


Wie bitte? Amseln? Keine Spur!

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Der Kapitalismus in seiner leninistischen Phase

Der Trojanerfall ist ja nicht nur ein staatliches Problem. Eigentlich würde ja jeder gern den Nachbarn überwachen, jeder Honk seiner Freundin einen Peilsender ins Smartphone konfigurieren. Chefs fühlen sich von ihren Untergebenen betrogen und laden ihnen Detektivsoftware auf die Kisten. Ich rufe im Callcenter an und werde darauf hingewiesen, dass das Gespräch möglicherweise mitgeschnitten wird, vielleicht, natürlich nur zu Ausbildungszwecken.

Kontrolle ist nicht besser als Vertrauen, ihr Vulgärleninisten! Das werdet ihr dann merken, wenn die Kontrolle jedes Vertrauen ersetzt hat.

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Ich schreib euch gleich einen westdeutschen Familienroman für den nächsten Teutschen Buchpreis. Hauptperson wäre dann der Erfinder des alles durchdringenden Obdachlosen-Vertreibungskreischens im U-Bahn-Eingangsbereich des Wiener Kaufhauses Gerngroß. Den Geschäftsführer, der das Gerät angeschafft hat, kennt jeder. Aber den Erfinder des Obdachlosen-Vertreibungskreischens, seine jahrelange Arbeit hin zur Perfektionierung seiner selbst und des schädelknochenzersägenden Quietschens, den müssen wir noch kennenlernen.

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Saturday, 8. October 2011

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Gucke "Carlos" von Assayas. Carlos und seine Kumpels steigen vor dem Anschlag in Wien in eine Trambahn. Alles ist total authentisch, weil es die Wiener Linien in 40 Jahren nicht geschafft haben, die Klapperkisten gegen modernes Rollmaterial auszutauschen.

Ugh. Dafür sprechen die Wiener Gendarmen lupenreines Hochdeutsch. Unglaublich. Bei den Autos und Klamotten totale Detailversessenheit, bei der Sprache dagegen...

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Guten Rutsch Verehrte Antvillenachbarn! (Jedes
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micro_robert, 12/31/13, 7:56 PM
Guten Rutsch, verehrte Antvillenachbarn!
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Bald kann man nur noch
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micro_robert, 10/2/12, 8:37 AM

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